Eltern sein- zwischen Glück und Verzweiflung

Dein Kind wird dir auf den Bauch gelegt nach monatelangem Warten und ewig scheinender Sehnsucht. Es ist winzig, weich und warm. Während sein Neugeborenenschreien den Raum erfüllt, schneidet Papa die drahtige Nabelschnur durch. *Knips* Und vollendet ist die erste Abnabelung des Kindes von seiner Mama. Fassungslos und staunend schaut ihr dieses Wunder ununterbrochen an. Ihr könnt es kaum fassen, aber ja, ihr seid Eltern geworden! In den nächsten Jahren wird es immer wieder zu Momenten kommen in denen euch das Herz vor lauter Liebe und Glück zu zerspringen droht.
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Es ist Frühstückszeit. Ihr beide habt einen Bärenhunger und seid noch nicht in bester Form. Eure Diskussion, wer heute mal ausschlafen kann, war damit beendet, dass das mittlere Kind euch auf die Decke gepinkelt hat, obwohl ihr gefühlte hundertmal darum gebeten habt, dass es bitte aufs Klo gehen soll, bevor es zu spät sei. Nun sitzt ihr also alle am Frühstückstisch. Das Baby nuckelt bei Mama an der Brust - wie schon die halbe Nacht - und die anderen Kinder streiten lauthals, wer nun das größere Brötchen erwischt hat. Papa versucht zu schlichten und dann passiert´s: ein Becher voll Milch wird im Gefecht umgekippt, die komplette Tapete ist nur nass und ein Milchsee bildet sich auf dem gestern gewischten Fußboden. Weder Mama noch Papa haben die Geduld, die sie gerne hätten, und fangen an zu meckern, was das Zeug hält.
Am Abend lässt man den Tag Revue passieren: es gab schöne und anstrengende Momente, doch was wieder mal zu kurz kam, war die entspannte Zeit zu zweit. Wenigstens ein Stündchen Ruhe.
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Wir haben so viele Monate Zeit uns auf unser Elternwerden vorzubereiten. Zeitschriften über die Geburt, das erste Jahr mit Baby, Informationsbroschüren über Vorsorgen und Krabbelgruppen sowie das Babyschwimmen werden meist verschlungen, um auch so gut wie möglich als Eltern vorbereitet zu sein.
Der tollste Kinderwagen wird angeschafft, süße Babybekleidung liebevoll in den Schrank gelegt, hochwertige Babytragen im Netz gesucht und die beste Babyschale fürs Auto besorgt. Nicht zu vergessen sind all die Erziehungsratgeber, die sich viele von uns immer wieder durchlesen, um ja keinen psychischen Knacks beim Kindchen zu verursachen.

Gut ist gerade gut genug für unseren Nachwuchs.

Doch, was wir alle zumeist vergessen ist der wichtigste Punkt überhaupt. Wenn wir diese eine Sache vernachlässigen nützen uns die besten Erziehungsratgeber und Babytragen nichts.

Na, was ist es wohl?

Es ist die Achtsamkeit mit sich selbst!
Die Zeiten, die wir nicht mit unserem Nachwuchs verbringen. Nein, auch nicht mit Verpflichtungen ihm gegenüber.
Die Zeit, die wir allein für unser Wohlbefinden und zur Entspannung vom Familienalltag einplanen.

Wenn dies zu kurz kommt, geraten wir innerlich mit der Zeit aus dem Gleichgewicht und beginnen uns zu verhalten, wie wir es eigentlich nie tun wollten. Wir benehmen uns unserem Partner gegenüber borstiger als wir es sonst taten, sind schnell gereizt auch den Kindern gegenüber und können abends, wenn die Kids endlich im Bett liegen kaum runter kommen.

Ja, ich weiß, dass es besonders mit Kleinkindern unmöglich erscheint. Besonders in Zeiten von ständig wiederkehrenden Krankheitsfällen in der Familie, oder während der Stillzeit und Wachstumsschüben etc..

Genau hier liegt jedoch der Knackpunkt: Viele Paare befinden sich in einem Hamsterrad der ständigen Verantwortung und Leistung gegenüber der Familie. Und dabei kommen sie selbst als Paar und als Individuum viel zu kurz. Natürlich ist es von Paar zu Paar unterschiedlich wieviel Zeit genau und in welcher Form man miteinander und ganz ohne einander sein mag, doch leider verschwenden viele überhaupt gar keinen Gedanken mehr an so etwas Wichtiges.

Um in Zeiten, in denen man bspw. sehr kleine Kinder noch niemandem anvertrauen mag, etwas Freiraum für sich zu nutzen, ist es oftmals schon hilfreich einen festen Tagesrhythmus zu organisieren. Schlafenszeiten, in denen das/die Kind/er im Bett liegen und man selbst vielleicht gemeinsam alleine Abendbrot isst und sich in Ruhe etwas erzählt oder ein Buch liest, anstatt die Wäsche zu machen oder die Küche aufzuräumen bspw..

Wenn dies nicht möglich ist - ja, das kann auch vorkommen - dann kann man wenigstens versuchen sich gegenseitig über diese Zeit, die irgendwann vorbei sein wird, zu helfen.
Wie? In dem man zu bestimmten Zeiten in der Woche die Kinderbetreuung alleine übernimmt, während der Partner mal Zeit für sich hat.

Mir ist aufgefallen, dass Männer dies öfter für sich einrichten und Frauen eher die sind, die zurückstecken. Doch es ist wichtig, dass beide diese Zeit haben, damit weder Mama noch Papa in einen dauergestressten Zustand geraten und am Ende die Ehe und das Liebesleben darunter leiden.

Nur wenn wir uns um uns selbst sorgen, können wir auch gut für unsere Familie sorgen! Also nehmt euch selbst ernst!
Ich weiß wovon ich spreche, auch mein Mann und ich mussten diesen Weg erproben.

🖋️ Eure Namika dS

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