Liebe in der Ehe

 

Schaut ihr noch durch die rosarote Brille oder schon durch die Selbstverständlichkeitsbrille?

Wenn wir frisch verheiratet sind sehen wir unseren Partner durch die Rosabrille.
Alles ist aufregend an ihm/ihr und wir geben uns unheimlich viel Mühe auch ihm/ihr zu gefallen oder Zeit miteinander verbringen zu können. Die positiven Eigenschaften (äußerlich und innerlich) sehen wir in den schillerndsten Farben, während wir die negativen Eigenschaften, die uns nicht gefallen, für akzeptabel halten und uns stets sagen: „Naja, was soll´s, jeder hat seine Macken. Dafür hat sie/er ja all diese liebenswürdigen Dinge an sich, die ich so bewundere.“
In der Zeit, in der wir uns nicht sehen, denken wir oft aneinander und bringen uns vielleicht sogar kleine Blümchen oder süße Überraschungen mit, um uns gegenseitig zu erfreuen und zu beweisen, wie sehr wir uns lieben und wertschätzen.

Mit der Zeit gewöhnen wir uns aneinander und halten alles für selbstverständlich, was der andere für uns tut und stoßen uns an dem, was er nicht tut. Wir beobachten uns nicht mehr gegenseitig mit Faszination und stellen fest, dass die Haare des Partners heute besonders schön liegen oder dass der Partner heute besonders lieblich erscheint durch sein Lächeln. Sondern wir beobachten uns gegenseitig bei der Erfüllung unserer Aufgaben und ob wir diese korrekt ausführen oder ob wir unterstützend zur Seite stehen müssen.
Doch gerade nach all der Zeit, die man nun schon miteinander verbracht hat, nach den Schicksalsschlägen und tiefgreifenden Momenten des Lebens, die man zusammen durchlebt hat, sollten die Wertschätzung und Liebe füreinander doch steigen anstatt in der Selbstverständlichkeit und Gleichgültigkeit zu ertrinken.

Wir suchen stattdessen keine Ausreden mehr füreinander und achten überwiegend auf all die positiven Seiten unseres Partners, sondern wir motzen und nörgeln viel zu oft aneinander herum und übersehen, was jeder von uns für den anderen opfert und tut.
Es ist gut, dass wir die rosarote Brille nicht unser ganzes Leben tragen, aber es ist nicht gut, dass wir sie gegen die Brille der Selbstverständlichkeit eintauschen. Besser ist es auf der einen Seite das rosarote Glas beizubehalten und auf der anderen Seite das Glas des Alltags einzusetzen. Denn die Partner sind einander Spiegel und haben, neben all der schönen Dinge, die sie miteinander erleben, auch die Aufgabe einander zu ermahnen und zum Nachdenken anzuregen. Nur unsere Lebenspartner wissen doch um unsere Schwächen und Macken, die an der ein oder anderen Stelle manchmal tatsächlich lieber abgelegt werden sollten.
Also, die Balance zwischen beidem ist optimal.

Doch, wenn wir im Alltag versinken passiert oft jenes:
Das Gesicht und die gesamte Person des Partners meinen wir nun in- und auswendig zu kennen, es gibt nichts Interessantes mehr aneinander zu entdecken. Überhaupt, die Kinder müssen versorgt werden, die Familie organisiert werden. Finanzen, Haushaltsführung, Wünsche und Vorstellungen aller Familienmitglieder müssen halbwegs unter einen Hut gebracht werden. Woher soll man nur die Zeit nehmen sich als Paar wieder auf einer anderen Ebene als der der alltäglichen zu treffen? Wohin mit den Kindern? Wohin mit uns überhaupt? Wir haben uns doch gar nichts Besonderes mehr zu erzählen, sind wir doch schon so viele Jahre zusammen.

Lasst euch mal etwas gesagt sein, ihr lieben:
Ja, der Alltag kehrt irgendwann in jedes Leben eines jeden Paares ein. Das ist normal und gut so. Ja, wir müssen bestimmte Strukturen in unserem Leben haben und Aufgaben erfüllen, so dass es der Familie im Ganzen gut geht. Das Gefühl von Vertrautheit und Gewohnheit ist durchaus gut und nützlich. Manchen Paaren fehlt aber der emotional positive Kick, die Wertschätzung oder die schöne Zeit in der Paarbeziehung.
Doch, Obacht!
Wir sind noch immer die aufregenden Partner von damals, es ist also nichts verloren. Ja, wirklich. Unsere positiven/leidenschaftlichen Emotionen füreinander sind nicht einfach weg, sondern sie sind der Welle an Verantwortung gewichen, die uns irgendwann überrollte.
Unser Lächeln ist dasselbe, unsere Art ist dieselbe. Was sich änderte sind vielleicht einige Ansichten, die wir durch große Veränderungen in unserem Leben überdenken mussten. Aber die Persönlichkeiten sind dieselben und wenn du heute deinen Partner wieder zum ersten Mal sehen würdest, würde dein Herz erneut wie wild schlagen.

Ganz tief in unseren Herzen schlummern unsere Liebesgefühle füreinander also noch und warten nur darauf, dass wir ihnen einen Platz einräumen, an dem sie wieder aufleben dürfen.

 

Meine Tipps für die du kein Geld benötigst, sondern für die du einfach nur dein Herz öffnen musst:

1- Setz dich einen Moment, wenn du allein bist und versuche dir lebhaft wieder vorzustellen, wie du dich gefühlt hast, als du deinen Partner das erste Mal verliebt ansahst. Wie die erste Verliebtheitsphase miteinander war- in all ihren Facetten!
2- Frage dich, was du an deinem Partner damals extrem anziehend fandest und lass diese Gefühle einen Moment Platz in deinem Herzen einnehmen!
3- Stell dir die Frage, wie du in der ersten Zeit eures Zusammenseins auf die „Fehler“ und Macken deines Partners reagiertest und vergleiche das mit heute. Kannst du in der ein oder anderen Situation vielleicht etwas von deiner damaligen Gelassenheit wieder übernehmen?
4- Mach dir bewusst, dass du nur einer von vielen Menschen auf dieser weiten Welt bist, der das große Geschenk bekam mit deinem Partner zusammen sein zu dürfen. Eure Ehe ist etwas Wunderschönes und Segensreiches, das euch im Alltag nur durch den normalen Familienstress als selbstverständlich erscheint. Aber sei dir gewiss: Das ist es nicht!
5- Was würde dir an deinem Partner fehlen, wenn du ihn nicht mehr an deiner Seite hättest?
6- Mach dir einmal eine umfangreiche Liste, in die du ALLES einträgst, was du an deinem Partner liebst und was er alles für dich leistet.
7- Wann und wo könntet ihr euch in Zukunft wieder regelmäßig als Paar erleben? Ich meine damit so richtig als Paar: gemeinsam in Ruhe essen, spazieren, einander Dinge erzählen, die man noch nie zuvor preisgegeben hat, Schlösser oder Museen entdecken, gemeinsam am Auto werkeln, Bilder zeichnen oder, oder, oder …
8- Und zu guter Letzt: Mach dir bewusst, dass du nicht weißt, wie lange ihr noch eure Lebenszeit zusammen genießen dürft. Unfälle und Krankheiten treten unerwartet auf. Lass nicht eine Tragödie der Grund dafür sein, wieder zu erkennen, dass dein/e Ehegatte/ Ehegattin ein Teil deines Herzens ist und so behandelt werden sollte.

Man muss ja nicht immer das Haus verlassen, um schöne Momente miteinander verbringen zu können, auch wenn es gut tut einen Tapetenwechsel erleben zu können, besonders dadurch, dass man Zuhause stets an die noch bevorstehenden Pflichten erinnert wird.
Wenn die Kinder noch klein sind, kann man bspw. feste Zubettgehzeiten einplanen oder die letzte Stunde vorm Schlafen füreinander nutzen. Einfach nur beisammen zu sitzen und bspw. eine Doku zu schauen während man Chips isst und Vimto trinkt ist auch eine zeitweise schöne Beschäftigung miteinander.
Sich zusammen auf den Balkon setzen, einen Kaffee dabei trinken und den Sonnenuntergang genießen; ein Gänseblümchen pflücken und der Partnerin schenken…
Es gibt so einige Möglichkeiten wieder mehr positive Zeit miteinander zu verbringen oder im Alltag für einen winzigen Moment die Zeit anzuhalten und Wertschätzung sowie liebevoller Aufmerksamkeit Raum zu schenken- auch wenn die Kinder klein sind.
Die Frage ist stets, wie wir sie planen und was wir als Prioritäten setzen.
Gehe ich lieber mit meinen Jungs den gesamten Sonntag angeln und Fußball spielen?
Gehe ich lieber mit meinen Freundinnen und den Kindern auf den Spielplatz oder räume ich zum tausendsten Mal die Bude auf am Sonntag?
Oder plane ich einige Stunden ohne meinen Mann/meine Frau ein und den Rest des Wochenendes mit ihm/ihr?

Was hast du noch für Ideen und Anregungen?

*** Mein Abschluss soll dir folgendes mit auf den Weg geben: Oft sind es nicht wir, die sich ändern, sondern unsere Art übereinander zu denken. ***

____ Hier eine kleine Gedankengeschichte, die uns zeigt, wie wir unsere innere Einstellung zueinander mit den Jahren ändern. Ähnliche Situationen nur Jahre später werden von uns oft anders bewertet als in der Verliebtheitsphase. ____

~*~ Ich betrete das Haus doch meine Frau kommt mir nicht entgegen, für gewöhnlich tut sie dies. Vielleicht ist sie gerade beschäftigt. Als ich das Schlafzimmer betrete sehe ich, dass sie gerade die Kleidung sortiert- wie fleißig sie doch ist. Sie schaut auf, lächelt mich an und wir grüßen uns herzlich mit dem Friedensgruß. Ich liebe es ihr Lächeln zu sehen und bin glücklich in der Nähe dieser so schönen Frau sein dürfen. Schön ist meine Ehefrau für mich, weil sie Charaktereigenschaften hat, die ich aufregend finde. Sie hat eine gewisse Ausstrahlung, die mich anzieht und ihre strahlenden Augen fesseln mich immer wieder aufs Neue. Das Kleid, dass sie heute trägt schmeichelt der Farbe ihrer Haare und Augen. Meine Dankbarkeit gegenüber Allah kann ich kaum in Worte fassen. Danke, oh Allah, dass du mir erlaubst der Ehemann dieser Frau sein zu dürfen! Ich bin glücklich, auch wenn wir erst gemeinsam durch die Täler des Lebens gehen müssen, um danach wieder gemeinsam die Gipfel des Glücks besteigen zu können.

-*- Ich höre, wie sich der Schlüssel in der Tür dreht und mein geliebter Mann die Wohnung betritt. Normalerweise laufe ich direkt zur Tür, um ihn zu empfangen, doch heute passt es nicht, da ich mittendrin bin im Aussortieren der alten Kleidungsstücke und durcheinanderkomme, wenn ich jetzt das Zimmer verließe. Ich hoffe, er hat Verständnis dafür. Als mein Mann das Schlafzimmer betritt sehe ich das Fragezeichen in seinem Gesicht und wie sich seine Frage in warmen Gesichtszügen schnell verliert. Mit der linken Hand streicht er sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und kommt auf mich zu, um mich zu umarmen und den Friedensgruß auszusprechen. Ich liebe seinen Duft und die Art wie er mich anschaut. Wenn wir zusammensitzen und er mir von den Dingen erzählt, die ihn interessieren und bewegen, höre ich ihm aufmerksam zu, da ich es liebe die Begeisterung in seinen grünen Augen brennen zu sehen. Auch wenn mich die Themen manchmal nicht interessieren über die er spricht, höre ich ihm zu. Denn es gibt mir das Gefühl wichtig für ihn zu sein und zu den wenigen Menschen gehören zu dürfen vor denen er sich gänzlich öffnet und mit denen er all die Themen seines Lebens teilt, die ihn bewegen. Ich bin wahnsinnig glücklich und danke Allah für meine Ehe mit diesem wunderbaren Mann.

Jahre später:

~*~ Ich komme nachhause und meine Frau wuselt gerade mit den Kindern von Zimmer zu Zimmer. Es nervt mich, dass sie sich nicht einen Moment Zeit nimmt, um mich zu begrüßen, sondern nur ein „Salam“ zuruft, als sie unserem Sohn die Schokolade von den Händchen wischt und dann schnell zum Kochtopf rennt, da dort gerade die Suppe überkocht. Als die Kinder nach einem anstrengenden Abendritual und Kampf am Abendbrottisch endlich im Bett schlummern kommt meine Frau zu mir, um sich an mich zu kuscheln. Jetzt bin ich aber wo ganz anders mit dem Kopf und will erstmal die WhatsApp beantworten, die schon so lange warten. Sie zieht sich zurück und wir verbringen den Rest des Abends in getrennten Zimmer. Erst zum Schlafengehen sagen wir uns „Gute Nacht“ und ich denke daran was wohl morgen auf Arbeit wieder alles auf mich zukommt. Als ich mit meiner Frau über die Themen sprechen will, die mich heute beschäftigt haben sagt sie, dass sie müde ist und um diese Uhrzeit keinen Kopf mehr hat für solche Gespräche. Für das Wochenende nehme ich vor Freunde zu treffen und ein paar Stunden mit der Familie zu verbringen.

-*- Nach einem harten Tag wusel ich nun schon seit Stunden mit den Kindern durch die Wohnung und komme kaum dazu eine Sache zu Ende zu bringen. „Mama!“ ist ein Dauerruf, der durch die Zimmer hallt. Bei aller Fürsorge für die Kinder ziehe ich mir noch ein blaues Kleid an, dass mein Mann so mag und koche heute seine Lieblingssuppe. Ich hoffe, dass es ihm auffällt und er sich freut. Als er endlich Zuhause angekommen ist komme ich nicht dazu ihn freundlich zu begrüßen sondern kann nur eben ein „Salam“ zurufen. Aber er könnte doch ruhig mal auf mich zukommen und mich umarmen, so wie damals. Die Suppe kocht über, ich renne schnell in die Küche und im Anschluss ist auch schon Zubettgehzeit. Endlich schlafen die Kinder und ich vermisse die Nähe zu meinem Mann. Ich gehe zu ihm und will etwas mit ihm kuscheln, doch er schenkt mir nur ein kurzes Tätscheln auf dem Rücken und ein hektisches Lächeln, während er auf das Handy schaut. Das ist mir zu blöd, ich ziehe mich in ein anderes Zimmer zurück und genieße nun eben meine freie Zeit am Abend, wo niemand etwas von mir will. Mein Kleid wechsel ich gegen eine gemütlichere Schlapperhose und ein abgenutztes Shirt- beachtet hat es heute ohnehin niemand. Mein Körper fühlt sich wie vom LKW überfahren an und ich bin froh endlich im Bett zu liegen, als mein Mann über seinen Tag sprechen möchte. „Jetzt?“, denke ich mir. Wir hätten doch vorhin kuscheln, quatschen und die Zeit miteinander verbringen können, nun ist es mir zu spät.

~~~~> Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Hütet euch vor Verdächtigungen; denn Verdächtigung ist das Größte aller Lügen; sucht nicht mit Vorbedacht nach euren Fehlern und spioniert einander nicht nach. (..)“ (Bukhariyy und Muslim)

~~~~> Allahs sagt in Sura 9:71 sinngemäß: "Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Beschützer: Sie gebieten das Gute und verbieten, das Böse und verrichten das Gebet und entrichten die Zakah und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Sie sind es, derer Allah Sich erbarmen wird. Wahrlich, Allah ist Erhaben, Allweise,"

~~~~> „Und es gehört zu Seinen Zeichen, daß Er euch aus euch selbst Gattinnen erschaffen hat, damit ihr bei ihnen Ruhe findet; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt. Darin sind wahrlich Zeichen für Leute, die nachdenken.“ Sura 30:21

🖋️ Namika- die Schreiberin

 

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